Trotz Anhörungen vor dem US-Kongress, starkem Gegenwind aus Politik und Gesellschaft – Facebook ist mit seinen Plänen für eine neue digitale Währung vorangeschritten. In Genf unterzeichneten 21 Mitglieder der Libra Association die Gründungsurkunde.

Die Definition von Libra

Libra ist eine digitale Währung, die das US-amerikanische Unternehmen Facebook im Jahr 2020 auf den Markt bringen möchte. Die digitale Währung soll Menschen weltweit die Möglichkeit bieten, Einkäufe, Zahlungen, Transaktionen – egal wo, egal wann, online durchführen zu können. Notwendig dafür ist lediglich das eigene Smartphone.

Bitcoin vs. Libra

Mit Libra schafft Facebook eine weitere digitale Währung. Die bis heute bekannteste ist nach wie vor der Bitcoin. Beide Währungen funktionieren auf Basis der Blockchain-Technologie – eine Art digitales Kassenbuch, das die Anonymität seiner User gewährleistet, dezentral angelegt ist und als fälschungssicher gilt.

Im Gegensatz zum Bitcoin handelt es sich bei der digitalen Währung Libra um einen sogenannten Stablecoin. Ein Stablecoin ist eine Kryptowährung, deren Wert an eine oder mehrere Fiat-Währungen gebunden ist. Folglich unterliegt die Währung Libra keinen Kursschwankungen und eignet sich nicht als Spekulationsobjekt, anders als es sich bei Bitcoin gezeigt hat. Dieser hat bereits starke Kursbewegungen erlebt.

Ein weiterer Unterschied besteht darin, dass der Bitcoin deflationär und auf eine künstlich vorgegebene Anzahl (=max. 21. Millionen) limitiert ist. Libra hingegen richtet sich nach der Nachfrage seiner User. Das Angebot kann also beliebig oft und entsprechend der Nachfrage erhöht werden – gleiches Prinzip wie bei den Fiat-Währungen.

Allgemein: Kryptowährungen zeichnen sich eigentlich durch das Konzept der Dezentralisierung aus. Sie unterliegen nicht der Kontrolle von einem Unternehmen bzw. einer Unternehmensgruppe. Facebook sowie die Libra-Vereinigung verfügen jedoch über einen starken Einfluss auf das Vermögen und die Nutzung des Libra-Coins – vergleichbar mit einer Zentralbank.

Die Macht von Facebook

Aktuell verzeichnet Facebook 2,4 Milliarden aktive Userinnen und User, der Message-Dienst Whatsapp weitere 1,5 Milliarden. Der Einfluss des sozialen Netzwerkes ist immens. Um eine digitale Währung nutzen zu können, braucht es eine digitale Wallet. Im Falle der Libra-Währung ist das Calibra. Diese soll in Applikationen wie Whatsapp oder dem Facebook-Messanger integriert werden. Die Folge: man kann zu jeder Zeit und ortungebunden auf die Wallet zugreifen.

Die Kryptowährung kann zudem von Menschen genutzt werden, die nicht bei Facebook registriert sind, da der Code quelloffen ist. Mit einer derartigen Reichweite kann Facebook also in kürzester Zeit ein neues Zahlungsmittel etablieren, das unabhängig von Banken und länderübergreifend funktioniert.

Fazit

Regulierer und Politiker in den USA und Europa kritisieren das Projekt scharf. Die Befürchtung: die Libra Association greift in die globale Geldpolitik ein und sensible Daten der User sind nicht ausreichend geschützt. Zudem fürchten viele, dass das Unternehmen ausschließlich an Gewinnsteigerungen orientiert ist.

Als Stablecoin ist Libra an eine Sammlung von Währungen gekoppelt, etwa Dollar oder Euro. Darum sind Aufseher und Währungshüter alarmiert. Globale Stablecoins „könnten die Stabilität des Finanzsystems gefährden“, so Quarles (Vize-Präsident der US Notenbank). Ähnlich hat sich auch die Bank of England zu dem Thema geäußert. Um Akzeptanz und Sicherheit zu gewährleisten sind entsprechende Regularien notwendig. Kooperationen bzw. Abstimmungen zwischen der Libra Association und staatlichen Organen sind unumgänglich für eine nachhaltige Implementierung der neuen Kryptowährung. Dadurch würden sich auch neue Potenziale und Chancen für beide Seiten ergeben.

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